1932
Jan. 1932
§1 Geschäftsbericht
Der
Vorsitzenden erstattet einen Bericht über die Tätigkeit der
Gemeindeverwaltung im Jahr 1931. Sie stand im Zeichen der Not und der
Hemmungen, der Spar- und Fürsorgemaßnahmen und der
Personalveränderungen
§2 Einführung und Verpflichtung des neue gewählten Gemeinderats.
27. Jan. 1932
§29 Mietsenkung
Nach
der Reichsnotverordnung vom Dez. 1931 sind u. a. die Mietzinse zu
senken. Für die Gemeinde kommen Wohnungen in Neubauten in
Betracht.
§33 Gehaltskürzungen
Auf Grund der
Reichsnotverordnung sind die Gehälter und Löhne der
Gemeindebeamten und Angestellten um weitere 9 bzw. 4% zu kürzen.
§35 Blessing – Konzerte –
Oskar
Blessing und ein großer Teil der Privatkurgäste suchen
darum nach, die von der Kurverwaltung zu Veranstaltung kommenden
Konzerte nicht nur im Ochsensaal, sondern auch abwechslungsweise im
Kaffee Blessing abzuhalten.
§38 Charlottenhöhe
Die
Volksheilstätte Charlottenhöhe wirkt sich mehr und mehr als
eine Konkurrenz für die hiesigen Heilstätten aus. Sie macht
Reklame, preist sich an und wirbt um Patienten. Sie nimmt nicht nur
Württemberger, sondern auch Patienten aus ganz Deutschland und
dem Ausland auf.
Von einer Gemeinnützigkeit, die zur
Erlangung der Steuerfreiheit geltend gemacht wird, kann keine Rede
sein. Die Heilstätte konnte an den Verein 16233 RM an Überschuß
abliefern.
§39 Notstandsarbeiten
Die
Arbeitslosigkeit wird immer größer und die Zahl der
Ausgesteuerten nimmt von Tag zu Tag zu. In gleichem Maß steigt
die seelische und finanzielle Not. Nur Arbeit kann diese Nöte
beheben. Die Beschaffung solcher ist aber für die Gemeinde mit
untragbaren Kosten verbunden. Eine Möglichkeit, die Beschaffung
von Arbeit für die Gemeinde tragbar zu machen, besteht in der
Einführung eines freiwilligen Arbeitsdienstes.
Das Wesen
eines solchen wird vorgetragen und besprochen.
17. Febr. 1932
§57 Notstandsarbeiten
An
Arbeiten sind vorgesehen:
Herstellung folgender Wege: Gehweg in
der Klause, die Wege zum Friedhof, die Poststraße den
Salmbacher Weg und Feldwege.
§58 Tagelöhne
Die Tagelöhne
werden gesenkt
Verheiratete; von 55 auf 48 Pf/h; Ledige von 55 auf
40 Pf/h
§60 Sprungschanze
Dank der Bemühungen
des Schwarzwaldvereins hat sich Schömberg zu einem
Wintersportplatz entwickelt. Dieser Sport hat schon viele auswärtige
Anhänger des Schneeschuhs auf unsere Höhe geführt. Er
verdient daher von der Gemeinde unterstützt zu werden.
Um
einen weiteren Anziehungspunkt für Schneeschuhläufer und
für Freunde des Wintersports zu schaffen, hat der Verein im
Eulenloch eine Sprungschanze errichtet.
1. März 1932
§68 Fremdenstatistik
Die
Zahl der Passanten ist 1931 von 3422 auf 3129 und die der
Übernachtungen von 292029 auf 247863 zurückgegangen.
15. April 1932
§114 Doppelverdiener
Über
die Einschränkung von Doppelverdienst hat der Staat durch eine
Verordnung Maßnahmen getroffen. Es wird auch den Gemeinden
dringend nahegelegt, ihrerseits Maßnahmen zur Einschränkung
von Doppelverdienst mit dem Zweck der Freimachung von Arbeitsstellen
für erwerbslose Personen zu treffen.
§116 Arbeitsdienst
Zur Anlegung eines Gehwegs am
Ölschlägerweg werden Steine für die Vorlage
gebraucht.
Dafür wird von G. Keppler einer Hecke gekauft.
§118 Arbeitslose
Auch die ausgesteuerten
Arbeitslosen suchen um Beschäftigung nach. Es haben sich gegen
30 Personen gemeldet.
§108, 117, 121, 123 Poststraße
Die Poststraße
zwischen Schiller- und Lindenstr. wird ausgebaut
4. Mai 1932
§128 Gebührensenkung
Auf
Veranlassung des Oberamts werden die Mieten und Gebühren ab 1.
April gesenkt
Die Änderungen belaufen sich auf 10 – 20%
§132 Röcker -Zwangsversteigerung
Das Haus des
früheren Ortsbaumeisters und Gemeindepflegers soll
zwangsversteigert werden.
21. Mai 1932
§147 Fürsorge –Kurgäste-
Es
mehren sich die Fälle, daß Kurgäste hilfsbedürftig
werden. Zu vorläufigen Unterstützung ist in solchen Fällen
die hiesige Ortsfürsorgebehörde verpflichtet.
15. Juni 1932
§204 Wohlfahrtsarbeitslose
.....
Die Lage der an Zahl zunehmenden ausgesteuerten Arbeiter wird je
länger je mehr misslicher, weshalb für die fernere Zeit mit
einer größeren Inanspruchnahme der Fürsorge gerechnet
werden muß.
Beschluß: Es wir bis auf weiteres eine
Unterstützung gewährt. (4,20 –7,20 RM/Wo)
Für
diese Unterstützung wird eine Pflichtarbeit von 2- 4 Tagen
/Woche verlangt.
§206 Haushaltsplan 1932
Der Haushaltsplan für
1932 wird mit 129565 RM festgestellt. Der Abmangel beträgt 78000
RM
§207 Kurverwaltung Voranschlag 1932
Der Voranschlag
beläuft sich in Einnahmen und Ausgaben auf 19000 RM
6. Juli 1932
§219 Arbeitslosen- und
Krisenunterstützung
Nach der Notverordnung vom 14. Juni
1932 ist die Arbeitslosenunterstützung von der 7. Woche an vom
Vorliegen der Hilfsbedürftigkeit abhängig.
§227 Lichtklimatische Station
Der Aufwand für
die Lichtklimatische Station –Gehalt des Beobachters und
sachliche Kosten- wurden bisher aus Mitteln der Kurverwaltung
bestritten. Es gab wechselnde Zuschuß. Da der Aufwand die
Kurverwaltung zu stark belastet, wird die Aufhebung der Station in
Erwägung gezogen. Die hiesigen Ärzte und Sanatorien sowohl
als auch die Landeswetterwarte legen größten Wert auf die
Erhaltung derselben im Interesse des Kurorts.
Hinsichtlich der
Kosten ist nun eine Vereinbarung dahin getroffen worden, daß
die Kurverwaltung nur noch einen Aufwand bis zu 800 RM zu tragen hat
und die übrigen Kosten von der Staatskasse getragen werden.
29. Juli 1932
§240 Friedhof
Der neue Friedhof
ist seit 1912 im Betrieb, also bereits 20 Jahre lang. Er ist schon
stark belegt und die Belegungsmöglichkeit geht deshalb auch
ihrem Ende zu. An eine Erweiterung des Friedhofs muß gedacht
werden. Als Raum für diese Erweiterung hat man sich die Wiese
hinter dem Friedhof gesichert.
19. August 1932
§259 Fremdenstatistik
Nach dem
Bericht des Verkehrsverbandes Württemberg-Hohenzollern steht
Schömberg in der Zahl der Übernachtungen unter den Bade-
und Kurorten an 3ter, in Württemberg überhaupt an 4ter
Stelle. Stuttgart steht an 1. Stelle.
§260 Charlottenhöhe
Nach dem vorgelegten
Rechenschaftsbericht wird die Heilstätte nur noch mit ca 30%
Württembergern belegt. Die Konkurrenz zu den Privatsanatorien
wird immer stärker, da die Heilstätte steuerfrei ist, und
daher günstige Preise machen kann.
§273 Pensionen
Weiter kommt zu Sprache, daß
die Pensionspreise teilweise stark unterboten werden, was zu großen
Unzuträglichkeiten führen werde und die Rentabilität
der Fremdenbetriebe in Frage stelle.
§276 Lichtklimatische Station
Der Gehalt des
Leiters der lichtklimatischen Station , Dipl. Ing. Oberland ist auf
100 RM/Monat festgesetzt. Den Aufwand für die Wohnung trägt
die Gemeinde, den Aufwand für die Verpflegung teilen sich die
Sanatorien.
§278 Notstandsarbeiten
Die Entlohnung der
Notstandsarbeiter wird wie folgt festgesetzt:
Verheiratete
40Pf/Std, Ledige 33 Pf/Std.
16. Sept. 1932
§292 Waldnutzungsplan 1933
Der
Plan sieht für 1933 eine Nutzung von 50 fm vor.
§309 Straße Schömberg – Langenbrand
Diese
Straße befindet sich seit langer Zeit in einem schlechten
Zustand, dessen Beseitigung immer und immer wieder verlangt wird.
Eine Korrektion der Straßenstrecke wird für dringend
geboten gehalten.
Da dieses Projekt evtl. für Notstandsarbeit
geeignet ist, wird beschlossen:
Einen Plan und einen
Kostenvoranschlag ausarbeiten zu lassen.
§311 Schotterlieferung
Zur Straßenschotterung
werden 50 m3 benötigt. Es erhebt sich die Frage, ob
ausschließlich Schotter oder unzerkleinerte Steine zum Schlagen
durch Arbeitslose bezogen werden sollen.
Beschluß: 50% als
unzerkleinerte Steine zu beziehen.
30. Sept. 1932
§317 Apotheke
Das
Innenministerium hat nun verfügt, daß die hiesige
Zweigapotheke in eine Vollapotheke umgewandelt werden soll und hat
die Verleihung der Apothekenberechtigung zur Bewerbung
ausgeschrieben.
§333 Liegehallen
Durch die Erstellung von Privat
–Liegehallen und den Rückgang an Kurgästen ist eine
Gemeindeliegehalle entbehrlich geworden.
21. Okt. 1932
§373 Desinfektionsanlage
Das
Desinfektionsgebäude ist fertig und in Betrieb.
1. Nov. 1932
§378 Apotheke
eröffnet wird
der Erlaß des Innenministeriums vom 4. Nov. 1932 wonach die
persönliche Berechtigung zur Errichtung und zum Betrieb einer
(Voll-) Apotheke in Schömberg dem Apr. Apotheker Carl
Eggensperger in Stuttgart verliehen worden ist. Der Betrieb der
Apothekenberechtigung ist tunlichst bis 1. Juni 1933 zu eröffnen.
§385 Kohle – Verbilligung
Zur Linderung der
Not der Unterstützungsbedürftigen lassen die
Kohlensyndikate eine Preisermäßigung eintreten.
§391 Rathaus, altes
Die 2 Räume im früheren
Rathaus wurden bisher den Spielleuten der freiwilligen Feuerwehr und
dem Mandolinen Club zu Übungszwecken unentgeltlich überlassen.
§399 Kleinkinderschule
Wie bisher sollen auch
dieses Jahr wieder die Kinderschüler zu Weihnachten beschenkt
werden. Vorgeschlagen wird die Knaben mit einem Hemd und die Mädchen
mit Schlupfhosen zu beschenken. Für die Lieferung dieser Sachen
kommt in Betracht: Jakob Bertsch, Kaufmann.
§406 Ölschläger Joh. Georg, früherer
Kirchenpfleger
Am Sonntag, den 20 Nov. 1932 begehen die
Eheleute die Goldene Hochzeit.
§407 Wahlen
Gemeinderat W. Bäuerle bringt vor,
daß die Aufstellung von Pforten u. von SA-Leuten der NSDAP in
der Nähe und vor dem Rathaus anl. der letzten Reichstagswahl
verschiedentlich Anstoß und Ärgernis erregt habe. Es sei
dies herausfordernd und für die Gefühle der Kurgäste
anderer Richtung verletzend gewesen.
Der Vorsitzende und
Gemeinderat Lörcher erklären, daß sie das Aufstellen
der Pforten nicht billigten und gewünscht hätten, daß
es unterlassen worden wäre.
Es wird hierzu beschlossen:
Die
Aufstellung von Pforten u. ä. auf Gemeindeeigentum und das
Aufstellen uniformierter Parteiangehöriger in den Rathausarkaden
und im Rathaus nicht zuzulassen und dies den Parteien zu eröffnen.
14. Dez. 1932
§422 Statistik
Die
Personenstandserhebung vom 10. Okt. 1932 hat eine Zahl von 1251
ortsanwesenden Personen ergeben.
21. Dez. 1932
§430 Gewerbeschutz
Der
Autobesitzer Eberhardt in Langenbrand veranstaltete in der letzten
Zeit verbilligte Autofahrten nach Pforzheim. Durch Anschläge an
Masten und Bäumen lud er die hiesige Einwohnerschaft zur
Benützung der Fahrten ein. Diese machte hiervon reichlich
Gebrauch und benützte die Gelegenheit zu Wareneinkäufen.
Der ansässige Handel- und Gewerbestand wird hierdurch nicht
unerheblich geschädigt. Wenn die Fahrten auch nicht unterbunden
werden können, so muß ihnen doch wenigstens dadurch
begegnet werden, daß die Anschläge an den Masten und
Bäumen verboten werden.
Dies wird gebilligt.
§431 Milchwirtschaftlicher Zusammenschluß
Der
Vorsitzenden gibt die Satzung des "Milchwirtschaftlichen
Zusammenschlusses nördl. württ. Schwarzwald"
bekannt.
Im Rahmen dieses Zusammenschlusses hat sich hier nun eine
Molkerei Genossenschaft gebildet, mit dem Zweck alle hier zur
Erzeugung kommende Milch aufzunehmen und diese, soweit sie nicht als
Frischmilch abgesetzt werden kann, zu Rahm und Butter zu
verarbeiten.
Bei den Verbrauchern löst diese Absicht ein
gemischtes Gefühl aus, hauptsächlich deshalb, weil eine
Verteuerung der Milch befürchtet wird.
§433 Ortsvorsteher – Dienstjubiläum
Heute
jährt sich der Tag, an dem vor 25 Jahren Bürgermeister
Hermann als Ortsvorsteher der hiesigen Gemeinde in sein Amt
eingesetzt wurde.
Dieses Ereignis feierlich zu begehen hat der
Gemeinderat in heutiger Festsitzung Anlaß
genommen.
Namens des Gemeinderats übermittelt Gemeinderat
Keser die Glückwünsche desselben unter Vorhebung der
Leistungen und Verdienste des Jubilars um die Gemeinde.