1939
6. Jan. 1939
§1 Vor Eintritt in die
Beratungen gedenkt der Bürgermeister der im Jahr 1938
eingetretenen politischen Ereignisse und der Schaffung
Großdeutschlands durch den Führer. Er beglückwünscht
die Beigeordneten und Gemeinderäte zum Neuen Jahr.
§2 Gemeinderat
Infolge Ausscheidens
des Gemeinderats Wilhelm Kusterer durch seine Berufung als 2.
ehrenamtlicher Beigeordneter hat der Beauftragte der NSDAP im
Benehmen mit dem Bürgermeister für die Restzeit bis 31.
März 1941
den Arzt Dr. med. Ludwig Braun zum Gemeinderat
berufen.
§7 Gewerbesteuer 1938
Wie das
"Waldsanatorium Dr. Schröder" und das "Sanatorium
Schömberg" ist nun auch das Kindersanatorium und die
Privatkrankenanstalt Menges steuerfrei geworden.
§17 Müllabfuhr
Die Müllabfuhr
erfolgt nunmehr auf den neuen Platz im Fischer´schen Wald bei
der Kläranlage.
Der Müll wird in den Sommermonaten Juni
– September alle 3 Woche abgefahren, in der übrigen Zeit
bis auf weiteres wie bisher alle 4 Wochen.
§20 Kursaal
Der Bürgermeister
berichtet über die von ihm eingeleiteten Verhandlungen mit der
Deutschen Arbeitsfront wegen Erstellung eines
Gemeinschaftsraumes.
§22 Ausgemeindung der Volksheilstätte
Charlottenhöhe und der Tannmühle nach Calmbach
3
seitiges Protokoll zu diesem Thema Auszug:
Als Gründe für eine Eingemeindung nach
Calmbach werden insbes. angeführt, daß
sich der gesamte
wirtschaftliche Nahverkehr nur mit Handwerkern,
Lebensmittellieferanten usw. aus Calmbach abwickle. Postamt und
Bahnstation Calmbach für die Heilstätte gelten und die
vollständige politische Verbindung nur mit Calmbach bestehen
würde.
Durch den täglichen regelmäßigen
Lastwagen- und besonderen Personenwagenverkehr, mündliche
Verhandlungen des Bürgermeisteramts mit Patienten oder
Angestellten der Heilstätte rascher und leichter ermöglicht
werden könnten.
Im Zusammenhang mit dem Kraftwagenverkehr
und durch den beiderseitigen Fernsprechanschluß in Wildbad
Ersparnisse an Fernsprechgebühren und an Postauslagen entstehen
würden.
Besonders ungünstig ist die ungefähr 30 km
lange Fahrt mit dem Kraftwagen nach Schömberg und zurück.
Es
folgt die vom Landrat in Calw gewünschte Stellungnahme
Schömbergs Auszug:
Die Tannmühle gehört seit
unvordenklichen Zeiten zur Gemeinde Schömberg und die
Volksheilstätte Charlottenhöhe seit ihrem Bestehen (1907).
Die Volksheilstätte hat auf dem Bühl 1938 eine
Arbeitsheilstätte eröffnet, die noch erweitert werden soll
und die stark mit der Charlottenhöhe zusammenhängt.
Schömberg
ist in Württemberg der Lungenkurort. Die Heilstätten sind
auf hiesiger Gemarkung vereinigt. Dies hat den Nachteil, daß
Schömberg von vielen Ängstlichen gemieden wird. Es gab auch
eine Zeit in der sich Wildbad und Calmbach gegen die Errichtung einer
(Lungen-) Arbeitsheilstätte in der Nähe der Charlottenhöhe
wehrten, in der Befürchtung, ihre Orte könnten dadurch in
Verruf kommen.
Eine Ausgemeindung in dem von Calmbach beantragten
Umfang hätte für Schömberg große finanzielle
Auswirkungen. 18% der Gemarkungsfläche mit dem entsprechenden
Steuerwert. Auch die Schömberger Wasserversorgung liegt in
diesem Gebiet.
Der Weg ist für Fußgänger nach
Schömberg bequemer, da fast eben.
Für den
Kraftwagenverkehr fehlt der direkte Weg. Diesem Mangel kann
abgeholfen werden. Die Gemeinde Schömberg erstrebt seit Jahren
eine bessere Fahrwegverbindung mit der Charlottenhöhe- Die
Möglichkeit dazu sieht sie darin, daß der von der
Forstverwaltung neu erbaute Weg ab der Reichsstraße zwischen
Höfen und Calmbach zur Charlottenhöhe von da bis zur
Einmündung in den Schleifweg in Richtung Schömberg weiter
geführt wird- Verhandlungen mit der Forstverwaltung hiewegen
werden aufgenommen.
Entschließung: Die zuständigen
Behörden zu bitten, dem Antrag des Bürgermeisters der
Gemeinde Calmbach nicht statt zugeben.
15. Febr. 1939
§15
Haushaltssatzung
Ordentlicher Haushalt 1938 118186
RM
Außerordentlicher Haushalt 5800 RM
28. März 1939
§2 Schulhaus Neubau
Es
liegen nunmehr Baupläne der Architekten vor
Reg. Baum. Karl
Ellsässer, Stuttgart
Dipl. Ing. Fritz Mükker
Stuttgart
Architekt Ludwig Rest Neuenbürg
§4 Siedlung
Die Ausführung der
Siedlung ist dadurch in´s Stocken geraten, daß die
Baugenehmigung nicht erteilt wird, in solange
die Württ. Landeskreditanstalt die zur Beschaffung des
erforderlichen Bauholzes nötigen Holzeinkaufsscheine nicht
erteilt hat.
Die Dringlichkeit wird von dieser Stelle zwar
anerkannt. Einer Zuteilung von Holzeinkaufsscheinen stehen noch
höhere, staatspolitische Interessen entgegen.
§5 Wasserversorgung (neuer Sammelbehälter
und neue Pumpstation)
Um die Wasserversorgung zu sichern, ist
vorgesehen, im Calmbachtal bei der Wehranlage einen
Quellsammelbehälter und eine weitere Pumpstation darauf zu
erstellen. Als Bauplatz kommt das Wiesengrundstück Parz Nr. 447
am Calmbächle (2730m2) in Frage.
Entschließung:
Grundstück vom Fiskus zu erwerben.
§9 Kursachen
Der Präsident des
Reichsfremdenverkehrsverbandes hat dem Kurbetrieb Schömberg die
Anerkennung der Bezeichnung "heilklimatischer Kurort" in
der Werbung ausgesprochen.
Freudenstadt hat diese Anerkennung
gleichzeitig erhalten.
Die
Kurortkreisklimastelle Baden-Baden teilt über die Witterung im
Febr. 1939 mit, daß Schömberg die höchste
Sonnenscheindauer von allen in Betracht kommenden Kurorten hatte.
§10 Kursachen Werbung
Aus Anlaß
der Reichsgartenschau in Stuttgart beteiligt sich die Gemeinde mit
einer Anzeige in dem Führer.
§12 Kurort – Tuberkulose
In
einem vertraulichen Rundschreiben des Fremdenverkehrsverbandes betr.
Schutz der Bäder und Kurorte vor dem Besuch ansteckungsfähiger
Tuberkulöser wird Klagen von Bädern und Kurorten über
die Einbringung getarnter ansteckungsfähiger Lungenkranker in
zahlreiche indifferente Kurorte und Heilbäder hingewiesen. Es
soll nun die Frage des Schutzes und der Sanierung der Bäder und
Kurorte vor dem Besuch solcher Kranker einerseits und die
Unterbringung von Tuberkulösen in Bädern und Kurorten
andererseits im Einvernehmen mit den Reichsstellen überprüft
werden.
Vom Gesichtspunkt des heilklimatischen Kurorts Schömberg
aus ist dieses Vorhaben nur zu begrüßen.
§13 Kurort – Führer
Besprochen
wird die Frage der Herausgabe eines neuen "Führers",
den Chefarzt Dr. Schröder und der Leiter der Lichtklimatischen
Station, Dr. Kramer verfassen.
Die Entschließung wird
ausgesetzt.
§16 Eberhaltung
In hiesiger Gemeinde
wird derzeit 1 Mutterschwein gehalten. Zur Begattung wird dieses
einem Eber, den Gottlieb Mönch zur unteren Mühle in
Bieselsberg-Kapfenhardt hält, zugeführt. Der Eber wird von
Mönch privat gehalten. Er begehrt nun von der Gemeinde
Bieselsberg ein Wartegeld. Diese fragt an, ob sich die Gemeinden, in
denen Zuchtsauen gehalten werden und die von dem Eber des Mönch
belegt werden an dem Aufwand für das Wartegeld beteiligen
würden.
§22 Baugrundstücke
Immer wieder
melden sich Fremde, die hier einen Bauplatz kaufen und sich ein
Wohnhaus bauen wollen. Die Vorhaben sind aber immer daran
gescheitert, daß Bauplätze nicht zu bekommen waren, oder
daß für sie zu hohe Preise gefordert wurden. Die Auswahl
an Bauplätzen ist gering. Die Gemeinde sollte wo irgend möglich
zum Bauen geeignetes Gelände erwerben, um so auch die bauliche
Entwicklung des Ortes zu fördern.
5. Mai 1939
§1 Bekanntgaben:
Erlaß
der Ortsbauplanberatungsstellen betr. Bearbeitung des
Ortsbauplanentwurfs, demzufolge der Entwurf voraussichtlich im Mai d.
J. zu erwarten ist.
Eingabe des Wehrmeldeamts Calw, in dem um die
Abhaltung von Wehrversammlungen in Schömberg gebeten wurde.
§4 Straßen
Benennung von
Straßen, Plätzen und Brücken bedarf der Zustimmung
des Beauftragten der NSDAP
§5 Siedlung
Der Württ. Heimstätte
GmbH ist es gelungen das Holz für die Siedlung zu beschaffen und
sicherzustellen
Der Baubeginn kann erfolgen.
§7 Volkszählung
Am 17 .Juli d. J.
findet eine Volkszählung statt.
§9 Kindergarten (Kleinkinderschule)
Die
Übernahme der seitherigen Kleinkinderschule und die Fortführung
derselben als Kindergarten durch die NSV ist nun genehmigt. Er ist am
2. Mai 1939 eröffnet worden.
Damit hat die Gemeinde zu einem
guten Teil dazu beigetragen, daß die Erziehung der Kinder zum
Nationalsozialismus von Kind auf erfolgen kann.
§11 Forderung an den früheren
Gemeindepfleger und Ortsbaumeister Eugen Röger in
Mössingen
Röcker hatte zum Bau seines Hauses eine
Abfindung seines Wohnungsgeldes von der Gemeinde erhalten. Sein
Vertrag wurde zum 31. 3. 1931 gekündigt. Dadurch kam er in
Zahlungsschwierigkeiten. Für die Gemeinde blieb eine
Restforderung.
Durch den Tod seines Vaters ist ihm nun ein
Vermögen angefallen. Um wieder ein freier Mann zu werden, strebt
er mit seinen Gläubigern Vergleiche an.
Entschließung:
Ein Vergleichsangebot anzunehmen.
1. Juni 1939
§1 Bekanntgaben
Ergebnis
der Volkszählung:
Wohnbevölkerung 1307
Ortsanwesend
2227
Kurgäste 952
Vorübergehend anwesend 31
§6 Straßen
Es sind noch nicht
alle Straßen staubfrei gemacht. So der untere Teil der
Talstraße, der obere Teil der Schiller- und der Poststraße.
§9 bis 15 Fürsorgefälle
29. Juni 1939
§1
Bekanntmachungen
Hauptlehrer Schick wird zum 1. 7. 1939 nach
Heilbronn ersetzt
§2 Gemeinderat
Gemeinderat Wilhelm
König hat sich verheiratet und in Calmbach niedergelassen. Er
scheidet deshalb aus dem Gemeinderat aus.
§11 Höhenstraße Schömberg –
Pforzheim
Der Kreisrat Calw hat sich damit einverstanden
erklärt, diese Straße im Abschnitt Grunbach bis
Langenbrand weiterzuführen. Die Vorarbeiten dazu sind
eingeleitet worden.
22. August 1939
§9 Höhenstraße
Pforzheim – Schömberg
Die Arbeiten zur Verbesserung
der Landstraße II.Ord. Nr. 55 Büchenbronn – Grunbach
– Salmbach sind wegen Inanspruchnahme der dabei beschäftigten
Arbeitskräfte für andere staatspolitisch wichtige Bauten
unterbrochen worden. Der Bau ist zu 2/5 fertiggestellt.
§11 Kursachen
Es wird von
Veröffentlichungen in Zeitschriften in denen Schömberg
erwähnt wird Kenntnis gegeben.
"Der Fremdenverkehr"
1.7.39 Nr26 "Kurortklimaforschung in Großdeutschland."
"Deutschland" Aug. 1939 "Deutsche Naturschätze
für die Heilung der Tuberkulose" (mit Bild)
"NS-Kurier"
4.8.39 Nr. 360 "Im Auto hoch hinauf in den Schwarzwald"
"Völkischer Beobachter" Juni 1939 "Durch das
schwäbische Bäderland" (der Name Schömberg wurde
vergessen anzugeben)
"Blätter f. d. Wohlfahrtspflege"
Juni 1939, Nr.6 "Arbeitsheilstätte auf dem Bühl"
§13 Auswanderer
Den im Ausland
wohnenden Gemeindeangehörigen wird als Weihnachtsgruß und
Jahresgeleit der Heimat der "Schwäbische Heimatkalender"
übersandt.
§16 Luftschutz – Alarmanlage
Gegen
Fliegerangriffe ist ein Luftschutzwarndienst einzurichten. Der
Fliegeralarm ist der gesamten Bevölkerung bekannt
zugeben. Hiefür ist ein Gerät zu beschaffen.
1. September 1939 Beginn des 2. Weltkrieges
6. September 1939
Der Krieg, verursacht
durch die Kriegserklärungen von England und Frankreich, hat die
Räumung im Operationsgebiet liegender Gebiete notwendige
gemacht.
In Karlsruhe wurde u. a. das Städt. Krankenhaus
geräumt. Die Kranken wurden in Krankenhäuser der Stadt
Pforzheim gelegt. Da dort nicht alle Kranken aufgenommen werden
konnte, wurde ein Teil derselben und zwar die Tuberkulosekranken
hierher gebracht. Es sind 15 Kranke die hier in den Kurheimen
Burkhardt, Stürmer, Bertsch-Daheim, Rentschler-Post, und Menges
untergebracht worden sind.
Bis zur Feststellung der Kostenträger
muß der Ortsfürsorgeverband Schömberg für die
Verpflegungskosten aufkommen.
10. Okt. 1939
§2 Kriegsbeitrag
Nach
der Kriegswirtschaftsverordnung vom 4.9.1939 haben die Gemeinden
einen Kriegsbeitrag über die Kreise und Länder an das Reich
abzuführen.
Entschließung: Die Gemeindepflege
anzuweisen bis auf weiteres an die Kreispflege Calw als Kriegsbeitrag
monatlich 1410,44 RM abzuführen (Hinweis: Das ist ca 15% des
Gemeindehaushalts)
14. Okt. 1939
§2 Räumungs-
Familienunterstützung hier: *.* und *.* aus Saarbrücken
Die
Vorstehenden befinden sich hier ihres Lungenleidens wegen zur Kur.
Sie hatten die Kurkosten bisher selbst bestritten. Durch die Räumung
bzw. Freimachung der Stadt Saarbrücken haben sie die Sicherung
ihres notwendigen Lebensbedarfs, ihre Einnahmequellen verloren. Sie
sind hilfsbedürftig geworden.
30. Okt. 1939
Hilfskraft für die Geschäfte
der Lebensmittelkartenausgabe und der Ausgabe von Bezugsscheinen
Der
Krieg hat die Einführung der Bezugsscheinpflicht für eine
Reihe von lebenswichtigen Verbrauchsgütern notwendig gemacht.
Ihr Zweck ist die gerechte Verteilung dieser Verbrauchsgüter auf
die Gesamtheit des Deutschen Volkes,
Die Ausführung ist den
Gemeinden als unterstes Glied der Verwaltung übertragen. Die
Geschäfte haben eine Umfang angenommen, die die Anstellung einer
Hilfskraft erfordert.
Entschließung:
Frau Lieselotte
Hermann vom 1. Okt. an für die Geschäfte der Ausgabe der
Lebensmittelkarten und der Bezugsscheine für Spinnstoff und für
Schuhwaren einzustellen.
Der Gemeindepfleger ist zur Wehrmacht
eingezogen worden.
14. Dez. 1939
Der Bürgermeister
erklärt, daß es ihm durch den Krieg und die durch die
Kriegsmaßnahmen notwendig gewordenen Mehrarbeiten, wie auch
dadurch, daß Räume des Rathauses lange Zeit von einer
einquartiert gewesenen Luftwaffen – Baukompanie belegt waren,
nicht möglich gewesen sei, mit den Gemeinderäten früher
zu einer Beratung zusammenzutreten.
Haushaltsplan 1939
Einnahmen und Ausgaben
Ordentlicher Haushalt 123560
RM
Außerordentlicher Haushalt 35752 RM
§7 Steuersachen
Die hiesigen
Krankenanstalten nehmen nicht nur Gewerbesteurfreiheit sondern auch
völlige Befreiung von der Grundsteuer in Anspruch.
§10 Bausparkasse Schulhaus
Die
Bausparkasse hat mitgeteilt, daß die restlichen Bausparverträge
mit zus. 25000 RM zugeteilt worden seien. Die Einzahlungen betragen
12588 RM. Vom Darlehen kann infolge des Krieges kein Gebrauch gemacht
werden
§11 Schulhaus Neubau
Die
Ministerialabteilung für Volksschulen hat seine Stellungnahme
und ein Gutachten zu den vorgelegten Entwürfen für ein
neues Schulhaus übersandt. Danach befriedigt keiner der
Entwürfe.
§15 Luftschutz Sirenen
Als
Fliegeralarmzeichen ist das Ziehen der großen Glocke der evang.
Kirche vorgesehen. Zusätzlich sollen 2 Handbetriebssirenen
beschafft werden.