SCHÖMBERG. Die Zukunft des Schömberger Wellenbads ist wieder offen. Der Gemeinderat hat am Dienstagabend den eigenen Beschluss zurückgenommen, nachdem das Bad in einer Minimal-Variante wieder öffnen sollte.
Beschluss zum Neustart des Wellenbades gekippt
Damit zog das Gremium die Konsequenzen aus dem Bürgerbegehren
mit 1948 Unterschriften wahlberechtigter Schömberger.
Wenn
es ums Wellenbad geht, schlagen die Wellen hoch. Der Spiegelsaal
des Kurhauses, wohin die Sitzung des Gemeinderats abermals verlegt
wurde, war voll besetzt. Die Besucher verfolgten gespannt, wie der
Gemeinderat auf das deutliche Votum gegen den Beschluss reagieren
würde, das Wellenbad in deutlich schlankerer Form und mit
einem Jahresdefizit von 500 000 Euro wieder aufleben zu lassen. Es
gab nur zwei Möglichkeiten: Die Räte machen den Weg frei
für einen Bürgerentscheid, was lediglich ein formaler Akt
gewesen wäre, oder aber sie heben ihren eigenen Beschluss
wieder auf. Nach einigen Minuten fiel die Entscheidung bei einer
Gegenstimme und einer Enthaltung für die unkompliziertere
Variante. „Um Kosten und Zeit zu sparen“, wie Bernhard
Blaich (UWV) betonte.
Vor allem in den Reihen der CDU-Fraktion war das eine oder
andere Zähneknirschen zu vernehmen. Die CDU bekenne sich klar
zu Touristik und Kur als zentrales Standbein Schömbergs, sagte
Gabrielle Schröter. „Auf ein Bad können wir absolut
nicht verzichten.“ Ein solches sei nicht nur als Attraktion
für Gäste wichtig, sondern auch für die Bevölkerung
vom Schulkind bis zum Senior.
Angelika Krauß äußerte
Zweifel daran, dass ein Bürgerentscheid ähnlich deutlich
ausfalle wie die Unterschriftensammlung. Dennoch: „Um dem
Ganzen ein Ende zu setzen“ stimmte sie der Aufhebung des
Beschlusses zu – unter der Bedingung, dass sofort wieder in
die Diskussion um die Zukunft des Schwimmsports in Schömberg
eingestiegen werde. Dies forderten ihre Ratskollegen ebenso wie die
umfassende Information der Bürger.
Eine ausgedehnte Fragerunde zu Beginn der Tagesordnung hatte
gezeigt, welche Verwirrung teilweise innerhalb der Bevölkerung
herrscht. Deshalb baten Bernhard Blaich und Fraktionskollege Frank
Kalb um „optimale Aufklärung“. Andreas Ehnis (CDU)
sagte: „Ich bin eigentlich froh, dass wir im April so
abgestimmt haben – hätten wir das nicht getan, wäre
das Bad jetzt vielleicht schon abgerissen.“ Ähnlich
argumentierte Manfred Raab (CDU), die Entscheidung sei eine
Entscheidung für das Bad und gegen den Abriss gewesen. Nun
„müssen wir den vielen Stimmen folgen“, er werde
sich dem klaren Votum beugen.
Einen Schritt in Richtung
Aufklärung der Bürger ist die Gemeindeverwaltung bereits
gegangen. Der Diskussion ging ein informeller Part voraus, in dem
Fachleute einerseits über den Zustand der Bausubstanz und
andererseits über Zukunftswege Auskunft gaben. Während
Ingenieur Marc Pfaller über die Möglichkeiten einer
Zusammenarbeit mit einem privaten Investor (PPP – Private
Public Partnership) Auskunft gab, setzte Architekt Dieter Dorner
die Anwesenden über Zustand und mögliche
Sanierungsvarianten (Kosten: zwischen 1,8 und 2,7 Millionen Euro)
ins Bild. Ein Abriss würde außerdem laut Bürgermeisterin
Bettina Mettler zwischen 0,75 und 1 Million Euro kosten. Sämtliche
vorgestellten Lösungen, ob sie nun bereits verworfen waren
oder auch nicht, rücken nun wieder in den Bereich des
Möglichen.
28.05.08 - 10:14 Uhr | geändert: 28.05.08 - 20:54 Uhr